Am heutigen Sonntag kam es zum Saisonfinale. Wir mussten als Tabellenvorletzter beim Drittletzten Kettwig antreten. Kevin Schmidt sorgte mit persönlichen Engagement dafür, dass es zu einem Einsatz von Malte Cordes kam. Der sorgte zusammen mit Erwin Kraska für eine 2,5:0,5 Führung. Nachdem auch Ilya Dezent sowie Max Peter Bertelt gewinnen konnten, war der Sieg perfekt. Im Einzelnen kam es zu folgenden Resultaten:
(Zusatz von Moderator: Neben dem Kurzbericht von Mannschaftsführer Klaus Beckmann hat sich auch Mannschaftskollege Michele Lamberti dazu bereiterklärt, einen ausführlicheren Bericht zu diesem spannenden entscheidenden Kampf zu verfassen. Dieser Bericht ist unten eingefügt.)
Br. | Rangnr. | Kettwiger SG 1 | – | Rangnr. | SV Mülheim-Nord 5 | 2,5:5,5 |
---|---|---|---|---|---|---|
1 | 1 | Ziabari, Morteza | – | 34 | Beckmann, Klaus | 1:0 |
2 | 2 | Kuck, Arno | – | 35 | Fleischer, Michael | ½:½ |
3 | 4 | Bee, Stefan | – | 36 | Lamberti, Michele | ½:½ |
4 | 5 | Atkins, David | – | 37 | Gruscinski, Marc | ½:½ |
5 | 6 | Zolper, Axel | – | 38 | Dezent, Ilya | 0:1 |
6 | 7 | Petricic, Emil | – | 40 | Bartelt, Max Peter | 0:1 |
7 | 1001 | Kleibrink, Reinhard | – | 5001 | Kraska, Erwin | 0:1 |
8 | 27 | Warnemünde, Gunnar | – | 79 | Cordes, Malte | 0:1 |
Wenn in der Verbandsklasse jetzt nicht noch wirklich Aussergewöhnliches passiert, sollte damit der Klassenerhalt gesichert sein.
Klaus Beckmann
„Das Wunder von Kettwig
Am 3.4. spielten wir bei den Schachfreunden von SG 1 Kettwig um nichts anderes als den Klassenerhalt in der Bezirksliga. Nach einigen unglücklichen Verlusten in den letzten Runden musste jetzt unbedingt ein Sieg her. Also galt es, alle Remisvarianten im Schrank zu lassen und die schweren Geschütze aufzufahren!
Nach etwa einer halben Stunde stand es optisch ziemlich gleich. An einigen Brettern etwas Vorteil, an den anderen etwas schlechter, aber nichts besonderes. Der Verfasser der Zeilen hatte sich mal wieder auf einen anderen Gegner als erwartet vorbereitet, und nachdem er mit Weiß die Eröffnung, Königsindisch, etwas misshandelt hatte, gehörte er zu der Gruppe, die etwas schlechter stand…
Nach einer Stunde zeichneten sich die ersten greifbaren Strukturen und Pläne ab. Bei Klaus ließ sein Gegner den König lange im Zentrum um dann lang zu rochieren und Klaus damit ein klares Angriffsziel zu geben. Bei Michael hatte sein Gegner keine Lust im Sizi, Drachenvariante (?), die schärfste Fortsetzung zu wählen, so dass es hier nach einer kurzen Rochade von Weiß etwa gleich stand.
Ich hatte meine Position etwas verbessert und erhielt das erste Remisangebot, dass ich im Hinblick auf unseren Tabellenplatz natürlich ablehnen musste. Marc hatte in einem Nimzo-Inder seine Dame früh ins Spiel gebracht. Nach einem Abtausch hatte sein Gegner jedoch das Zentrum gewonnen, es bestand also Anlass zur Sorge… Ilya spielte eine Benoni-Partie und kam nach einem e6-Durchbruch schnell in Vorteil, oder, wie es unser Edel-Kiebitz Kevin Schmidt ausdrückte: “steht klar auf Gewinn”…
Max kam mit Schwarz aus einem abgelehnten Damengambit (?) nach einer Ungenauigkeit schnell in eine gedrückte Stellung mit einer Angriffsmarke auf c6. Warum sein Gegner dann beschloss, die c-Linie zu schließen, anstatt den schwachen Bauern auf c6 zu belagern, hat sich mir auf die Schnelle nicht erschlossen, aber gut für uns. Erwin stand aus der Eröffnung mit Weiß extrem gedrückt, sein Gegner nutzte dies entschlossen aus, und hatte nach 15 Zügen einen riesigen Raumvorteil. Es bestand Anlass zur Sorge…Unser Edelreservist Malte Cordes, der extra aus Köln anreiste (nochmals vielen Dank), durfte sich mit Schwarz mit dem London System von Weiß auseinandersetzen und wählte darauf die Holländische Verteidigung. In Verbindung mit der Aufstellung b6, Lb7 extrem solide und vielsprechend. Es bestand Anlass zur Hoffnung…
Etwa eine Stunde später hatte Klaus eine etwa gleiche Stellung. Bei Michael hatte der Gegner einen Springer auf c5 einbetoniert, der eine ziemlich dominate Stellung einnahm. Hier standen die Zeichen also höchstens auf Remis… Ich beschloss entgegen meiner sonstigen Spielweise alles auf eine Karte zu setzen, und eine Variante anzustreben, bei der ich am Ende entweder einen Turm verliere oder eine Figur gewinne. Mein Gegner tat mir den Gefallen und stürzte sich auch in das Variantengestrüpp. Dann ging der Wahnsinn los: Marc hatte plötzlich eine Qualität weniger, Ilya bastelte weiter an seinem Sieg, Max hatte plötzlich Angriff am Königsflügel, nachdem sein Gegen unvorsichtigerweise seinen König entblößt hatte, Erwin stand weiter extrem gedrückt, Malte sehr solide. Ca. eine halbe Stunde später, kurz vor Ende, sahen die Tendenzen so aus: Klaus weiter Remis, Michael vielleicht Remis, bei mir mit viel viel Glück und Beten Remis, Ilya gewonnen, Marc deutlich schlechter, Max besser, Erwin schlecht, Malte etwas besser. Nach ca 95% der Spielzeit hatte ich mich schon mit unserem Abstieg abgefunden, dann geschah innerhalb von 10 Minuten das Wunder von Kettwig: Erwin gewann (!), Max gewann im Sturmangriff, Ilya gewann, Malte gewann. Michael hatte noch Remis geschafft. Wir hatten den Sieg in der Tasche!! Ich konnte es nicht glauben. Noch weniger konnte ich glauben, dass ich am Ende der von mir gewählten Harakiri-Variante tatsächlich eine Figur gewonnen hatte. Leider konnte ich den Springer nicht wieder aus dem Lager des Gegners führen, so dass ich nach all den Auf und Abs, trotz meines Vorteils, meinem Gegner ein Remis anbot, was dieser auch annahm. Leider hat Klaus seine Partie noch verloren, so dass wir mit einem Endergebnis von 5.5 zu 2.5 den Kettwiger SG 1 besiegen konnten!
Hätten wir in den vorigen Runden, so gespielt, wären wir viel weiter vorne in der Tabelle gelandet, aber wie sagt man so schön: Gute Pferde springen knapp!
An dieser Stelle nochmals vielen Dank an Malte Cordes, Kevin Schmidt und Daniel Hausrath für die Unterstützung. Wir sehen uns in der neuen Saison!
Mit freundlichen Grüßen
M.Lamberti“