Bei bestem sonnigen Wetter ging es am 5. Mai zum finalen Spieltag auf den Berg zu Germania Kupferdreh. Das Spiellokal ist für Ruhrgebietsverhältnisse recht exotisch gelegen, da man nach Überquerung der Ruhr einen Berg erklimmen muss, der gefühlt Tour-De-France-mäßige Steigungen bietet. Zumindest ich bekreuzige mich immer, wenn das Auswärtsspiel nicht im Winter liegt. 🙂
Aufstellungsmäßig mussten wir berufsmäßig auf Thomas verzichten, einspringen konnte auch als Fahrer Bernd Bunzeck.
Es kam zu folgenden Paarungen:
Müller, Boris (1686) – Schmidt, Kevin (1834) 0:1
Beyer, Heinz (1688) – Vavro, Mathias (1700) 0:1
Kirchhoff, Ralf (1808) – Vavro, Maximilian (1757) 0:1
Temming, Markus (1634) – Kremer, Moritz (1681) 0:1
Klitscher, Roland (1615) – Gruscinski, Marc (1635) 0:1
Kaesemann, Holger (1598) – Roitburd, Swetlana (1637) 1:0
Degner, Herbert (1473) – Hufnagel, Markus (1532) ½:½
Fiedler, Christian (1453) – Bunzeck, Bernd (1249) 1:0
Einen entspannten Sonntag hatte Mathias. Er spielte mit Schwarz die Noteboom-Eröffnung, bei der man den auf c4 geschlagenen Bauern im Damengambit mit b5 und c6 unterstützt. So richtig kannte sein Gegner die Eröffnung wohl nicht, denn bereits nach kaum mehr als 20 Zügen stand sein Damenflügel völlig brach. Mathias übersah zwar eine taktische Feinheit, aber auch so war dies ein schneller ungefährdeter Sieg.
Markus hatte in der Eröffnung einen starken Königsflügelangriff gestartet und den Gegner zu ungewöhnlichen Verteidigungsmanövern gewzungen (Sh8 sah doch sehr ulkig aus). Jedoch sah weder er noch ich als Kiebitz das endgültige Durchdringen. Stattdessen konterte sein Gegner am Damenflügel und konnte 2 Bauern gewinnen. Letztendlich entschlüpfte Markus in ein Dauerschach, was zu diesem Zeitpunkt wohl auch das Höchste der Gefühle war.
Max an Brett 3 wollte und konnte es seinem Bruder gleich tun und einen Sieg einstreichen. Ein sehr mächtigem Königsangriff über die geöffnete h-Linie mit Dame, Läufer und Turm erbrachte einen Mehrbauern. Wie die Stellung dann endgültig zu Bruch ging, entging dann meinen Augen, da ich mit meiner eigenen Partie beschäftigt war, doch auch hier dauerte es kaum 3 Stunden, bis der Sieg unter Dach und Fach gebracht war.
Nun ging es Schlag auf Schlag. Bernd stand mit Schwarz schon früh schwierig, da alle gegnerischen Figuren seinen Königsflügel bedrohten und er selber nur wenige Verteidigungsfiguren ins Feld führen konnte. Bereits mit einer Qualität weniger übersah er eine Gabel, die ihm die Dame kostete und damit die Partie.
Praktisch zeitgleich konnte Moritz gewinnen. Auch hier verpasste ich die entscheidende Phase und ich war mehr als überrascht, da ich die Stellung zunächst immer im ausgeglichen Bereich gesehen hatte. Bei einem Blick aufs Partieformular, sah ich die letzten beiden Züge (Schwarzes Sc1 gefolgt von weißem Bauer b2). Daher gehe ich mal davon aus, dass hier ein Bauer durchgelaufen ist.
Wenig später konnte auch ich meine Partie gewinnen. Mein Gegner spielte das sogenannte Mittelgambit im Nachzug (1. e4 e5 2. Sf3 d5?!). Da ich keinerlei Theorievorkenntnisse besaß, versuchte ich den möglichst ruhigsten Aufbau zu wählen. Es blieb allerdings beim Versuch, da ich lang rochierte und erst nach Ausführung sah, dass die Dame ja den Bauern auf a2 nehmen konnte. Da rutschte mir zwar kurz das Herz in die Hose, jedoch sah ich, dass ich mindestens gutes Spiel für den Bauern bekommen würde. Mein Gegner nahm auch tatsächlich auf a2 (allerdings erst nach großmeisterlichem Zeitverbrauch (nach 12 Zügen hatte er noch 12 Minuten Restbedenkzeit), jedoch war mein klarer Entwicklungsvorsprung letztendlich siegbringend. Nachdem ich einen Bauern gewann, tauschte ich die Damen, was in einem Endspiel mit zwar nur einem Mehrbauern, aber völlig zerstörter Bauernstruktur seinerseits und keinerlei Gegenspiel endete. Das Turmendspiel hätte man zwar deutlich zäher behandeln können, doch am Ende musste mein Gegner die Waffen strecken.
Es steht 4,5-1,5 für uns, draußen strahlender Sonnenschein, Familie Vavro, Bernd und Moritz waren schon abgereist und auch der Mannschaftsführer freute sich auf die Rückreise gegen 14 Uhr. Dagegen sprach aber natürlich, dass noch 2 Partien liefen.
Svetlana hatte zunächst mit einer Bauernmehrheit im Zentrum zu kämpfen, ehe daraus von Türmen unterstützte Freibauern wurden. Unter Materialverlust versuchte sie noch lange, das Remis zu halten, hauptsächlich auch, da Marcs Partie andauerte und eigentlich die Aufgabe jederzeit zu erwarten war. Schlußendlich lief aber ein Bauer durch, was sie dann zur Aufgabe brachte.
Marc hatte schon früh Vorteil erreichen können und daraus auch materiellen Vorteil erzwingen können. Eine reine Formsache bis zur Aufgabe dachte ich und trollte mich mit einer Zeitschrift in Richtung sonniger Parkbank. Als ich eine halbe Stunde später ans Brett zurückkehrte hatte Marc bereits einen ganzen Turm mehr und Gegenspiel war nirgendwo in Sicht. Doch auch diese Stellung fanden beide Spieler noch extrem spannend und brachten noch einiges an Denkschmalz auf. Marc übersah 2 zweizügige Mattführungen, gewann aber auch noch den Springer und hatte nun Turm und Läufer mehr. Auch diese Stellung war offensichtlich noch nicht aufgabereif, denn Marcs Gegner suchte auch noch die letzten verzweifelten Dauerschachmöglichkeiten, die aber sehr entspannt gekontert werden konnten. Ehe ich einen bizarren Doppelmord begehen konnte, gab Marcs Gegner dann aber doch 2 Züge vorm Matt auf (aber vor allem erst, als die Partie an Brett 6 beendet war).
Am Ende also ein 5,5-2,5-Sieg. Damit vermieste die 6. Mannschaft den Kupferdrehern den Aufstieg (wobei manch ein Kupferdreher darüber gar nicht so richtig traurig erschien). Stattdessen konnte sich Katernberg 5 im direkten Duell gegen Steele/Kray 2 durchsetzen und folgt unserer 5. Mannschaft in die Bezirksliga.
Ein Fazit zu unserer Saison fällt leicht. Durch einige Jugendliga-Überschneidungen und berufliche Verpflichtungen brauchte die 6. Mannschaft dieses Jahr 15 Mal (!!!) Ersatz. Der Gipfel war hier das Spiel beim späteren (wahrscheinlich) Absteiger Wacker Bergeborbeck 3, bei dem ganze 5 Ersatzspieler gebraucht wurden. Hätte man hier ein wenig mehr Glück im Spielplan gehabt, wäre sogar mehr als „nur“ der fünfte Tabellenplatz drin gewesen (2 Punkte hinter dem Zweiten).