SV Mülheim Nord bei der Deutschen Blitzmannschannschaftmeisterschaft in Schwäbisch-Hall – oder: Der kreative Umgang mit der Wahrheit (KB)

Nach meinem Einsatz bei der NRW-Blitzmannschaftmeisterschaft vor einigen Wochen konnte die Mannschaft auch diesmal nicht auf mich verzichten und so machten wir uns am 22.06.2013 um 6:00 Uhr morgens zu fünft auf den Weg nach Schwäbisch-Hall. Wir, das waren Daniel Hausrath, Gunther Voss, Holger Heimsoth, Andre Krüger und ich. Obwohl es in dieser Besetzung nicht zu einem Top-Platz reichte, konnte zumindest der SV Solingen mit 2,5:1,5 bezwungen werden. Daniel erzielte an Brett 1 mit 19 aus 25 ein hervorragendes Ergebnis und verfehlte den geteilten 1. Brettplatzpreis nur um einen Zähler.

Komplett ohne Stau kamen wir nach ca. 900 km kurz vor Mitternacht wieder nach Mülheim.

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OK, OK, gelogen habe ich nicht, doch man könnte die Geschichte auch wie folgt erzählen:

Schon bei der NRW-Meisterschaft hatten wir aufgrund des riesigen Programms in diesem Jahr große Aufstellungssorgen. So fuhr ich damals kurzentschlossen nach Schalksmühle um

a) für Großmeister Michael Feygin einzuspringen, der gegen 15:00 Uhr aufgrund eines weiteren Termins das Turnier verlassen musste und

b) die Mannschaft als Fahrer schlicht und ergreifend abzuholen.

Michael Feygin, Amir Rezasade, Holger Heimsoth und Andre Krüger hatten jedoch schon so gute Vorarbeit geleistet, daß ich mit meinen 0,5 aus 5 Punkten den 3. Platz nicht gefährden konnte.

Irgendwie war dann auch für den gestrigen Samstag terminlich der Wurm drin. Die Vorjahresteilnehmer (Konstantin Landa weilt zur Zeit auf einem auswärtigen Turnier, Daniel Fridman, Michael Feygin und Amir Rezasade hatten anderweitige Termine) waren verhindert und wir stellten uns die Frage, ob es aus sportlichen Gründen überhaupt einen Sinn machte, eine Mannschaft nach Schwäbisch-Hall zu schicken. Ich hatte mich Wochen vorher als Fahrer angeboten und so baute Daniel eine Mannschaft aus den Spielern zusammen, die sich an den Freitagen vor dem Turnier immer wieder am Vereinsabend gezeigt hatten. Eigentlich wollten wir dabei auch Ilja Ozerov einsetzen, doch der wurde beim gleichzeitig stattfindenden Eintagesturnier gebraucht.

Auf der Fahrt nach Schwäbisch-Hall kam mir dann die Idee eines eigenen Einsatzes, da die Turnierausschreibung von fünfköpfigen Mannschaften ausging. Meine Mannschaftskollegen wollten mich eigentlich gegen den späteren Turniersieger Baden Baden einsetzen. Dieser Kampf fand jedoch   in der Turniermitte statt, zu einer Zeit, in der ich mich ganz entspannt in der Sauna aufhielt. Als ich mich dann im Turniersaal einfand, zeigte die Mannschaft, die auf dem letzten Platz gesetzt war, jedoch Ambitionen, sich vom Tabellenende zu lösen. So musste ich mit meinem Einsatz bis zur Begegnung gegen die SG Bochum 31 warten, die dann auch mit 0,5:3,5 verloren wurde. Als 23. von 26 Mannschaften beendeten wir das Turnier. Daniel Hausrath erzielte damit mit 19 von insgesamt 39 nahezu die Hälfte aller unserer Brettpunkte.

Gegen 18:00 Uhr traten wir dann die Rückreise an. Andre Krüger, der schon in den Nächten vor der Meisterschaft vor Aufregung keinen Schlaf gefunden hatte, war auf der Fahrt nicht einmal mehr in der Lage, sich über das Wetter zu unterhalten, denn ihm spukten immer noch sämtliche gespielten Eröffnungsvarianten durch den Kopf.

Für Andre, Gunther und mich führte der 3. Platz des Vorjahres (Qualifikationsplatz für das Folgejahr) unserer Bundesligaspieler zu einem nie erhofften und wahrscheinlich einmaligen Erlebnis.

Was man als Fahrer alles erleben kann; eine Erkenntnis, die auch mir bis dahin unbekannt war.

Klaus Beckmann