Nord 4: Das Beinahe-Wunder von Bönen

Am letzten Novembersonntag war es soweit: Die vierte Mannschaft hatte ihre weiteste Auswärtsfahrt der Saison vor sich. Es ging bis kurz hinters Kamener Kreuz in die beschauliche Kleinstadt Bönen. Tatsächlich war dies das erste Gastspiel einer Mülheimer Mannschaft in Bönen überhaupt. Agnes und Moritz waren verhindert, doch durch die breite Kaderaufstellung konnten wir ohne Ersatz aus der Bezirksliga auskommen, stattdessen waren Stammersatz Marcel und Mathias an Bord.

Es kam in der Seniorentagesstätte zu folgenden Paarungen:

Br. Rangnr. SV Bönen 1 Rangnr. SV Mülheim-Nord 4 4,5:3,5
1 1 Schlottmann, Fabian 25 Nachbar, Benjamin 1:0
2 2 Merz, Martin 26 Simanowski, Mio 0:1
3 3 Fuest, Torsten 27 Schmidt, Kevin 0:1
4 4 Lenz, Guntram 28 Sokalskaja, Elena ½:½
5 5 Helmert, Jochen 29 Sokalska, Viktorija ½:½
6 6 Schötz, Hans-Joachim 4001 Vavro, Maximilian 1:0
7 7 Schütz, Ralf 4002 Kelm, Marcel ½:½
8 1001 Volling, Andreas 4003 Vavro, Mathias 1:0

Wir starteten mit 2 Unentschieden von Mutter und Tochter Sokalska(ja). Olena und ihr Gegner tauschten viel ab und einigten sich im ausgeglichenen Läuferendspiel auf Remis. Viktorija spielte mit Weiß eine Art Wiener Partie, die ihr Gegner mit viel Zeitverbrauch parierte. Nach einigem Tauschen war auch hier der Friedensschluss in Ordnung.

Nach ca. 3 Stunden sah es nicht so aus, als würde zu diesem Punkt noch etwas dazukommen.

Benjamin hatte (Zitat) „einen Klozug ausgepackt“, Mio stand ebenfalls bedrängt, ich hatte nach 10 Zügen eine Qualität eingestellt (im Vergleich zum Verlustzug im 9. beim letzten Mal also eine klare Steigerung), Max wurde am Königsflügel grade matt gesetzt, Marcel hatte sich mit einer taktischen Folge etwas verkalkuliert und blieb zwischenzeitlich mit Dame gegen 2 Türme und einen Läufer über und Mathias stand etwas bedrängt, doch hier bestand eigentlich aufgrund der Option für Komplikationen noch am meißten Hoffnung.

Und nun chronologisch: Bei aller Hoffnung auf die Zeitnot seines Gegners war es Max nicht vergönnt, seinen Gegner noch auszutricksen. Das Matt bzw. mindestens der Damenverlust besiegelte sein Schicksal.

Mio machte aus einer bedrängten Situation eine sehr gute Stellung, in der seine Türme den gegnerischen König in Bredouille brachten. Sein Gegner versuchte dies mit einem Zentrumsvorstoß zu kontern, der aber nur die Grundreihe für Mios Dame entblößte und die Angelegenheit stark beschleunigte. Mio damit als einer von nurnoch 4 Spielern der Liga mit 4/4!

Benjamin konnte seinen Patzer nicht mehr kitten und landete in einem Turmendspiel mit 3 Minusbauern. Sein Gegner verwertete souverän.

Jetzt waren noch 3 Partien dran. Plan war also für was Zählbares: 2 halten ihre Stellungen remis, einer gewinnt. Nichts leichter als das, wenn man auf allen 3 Brettern tendenziell schlechter steht…

Marcels Partie wogte hin und her. Man hatte das Gefühl, dass sich alle 2 Züge die Stellungsbewertung komplett änderte. Immerhin konnte Marcel zunächst eine Figur und dann noch eine Qualität gewinnen, sodass es rein materiell Dame + Läufer vs. Turm + Läufer + Springer hieß. Zu gewinnen war diese Stellung jedoch nicht, da die gegnerischen Figuren Marcels König in den Schwitzkasten nahmen. Das Remisgebot war wohl die richtige Notbremse.

Seltsames Tat sich auf meinem Brett. Während ich in der Eröffnung schwer gepatzt hatte, hatte ich so manches Mal Glück, dass mein Gegner nicht die aktive Fortsetzung wählte. Ich konnte aus einer Bauernmehrheit am Damenflügel immerhin einen Freibauern für die Qualität bilden. Dies geschah in der ersten Zeitnotphase vor dem 40. Zug, in der mein Gegner den sichergeglaubten Sieg in ein Remis vergab. Die zusätzlichen 50 Minuten schwanden bei meinem Gegner erneut in kurzer Zeit dahin, und so fand er sich vor dem 60. Zug erneut in latenter Zeitnot. Ich hatte inzwischen die Hoffnung aufgegeben, die Stellung zu gewinnen (weiterhin mit einer Qualität weniger) und bot Remis. Dies lehnte mein Gegner jedoch ab und spielte auf Sieg. Dies konnte ich auskontern und in ein leicht gewonnenes Turmendspiel abwickeln.

Als mein Sieg absehbar war, tat sich auch am 8. Brett Verwunderliches. Mathias hatte durch Verkomplizierung seine gedrückte Stellung in eine Remis- bis Gewinnstellung verwandelt. Bei richtigem Spiel hätte er Läufer + Freibauern vs. Turm gehabt. Leider tauschte er falsch ab und übersah eine Fesselung, die dann auf den letzten Metern, als wir plötzlich Hoffnung schöpfen konnten, was nach Hause mitzunehmen, das Wunder verhinderte. Der eine halbe Punkt zum Mannschaftsunentschieden war auf jeden Fall an diversen Brettern drin.

Die Niederlage war aber noch zu verschmerzen, da Bönen zum Kreis der Aufstiegskandidaten gehört und wir weiterhin auf Platz 6 der Liga stehen.  Ab jetzt geht es (mit Ausnahme des letzten Spiels gegen Gerthe-Werne) nurnoch gegen Mit-Abstiegskandidaten, die Big Points also. Am 20. Dezember begrüßen wir die noch punktlosen Schachfreunde aus Ickern im heimischen Schachzentrum.